Welche Formen von Diskriminierung gibt es? Wie und warum tauchen sie in den Strukturen unserer Gesellschaft auf? Was kann ich tun, wenn ich selber Diskriminierung erfahre oder beobachte? Kurz gesagt: Was hat das Ganze mit mir zu tun?

Mit diesen Fragen hat sich der Arbeit und Leben Bremerhaven e.V. gemeinsam mit einer Gruppe von zukünftigen Heilerziehungspflegenden in einem 3-tägigen Workshop auseinandergesetzt. Begegnungs- und Lernort war die Bildungsstätte Bredbeck in Osterholz-Scharmbeck – losgelöst vom Kontext Schule und seinen Leistungserwartungen. Nach einer spielerischen Annäherung an die geteilten „Bilder im Kopf“ wurden Begriffe wie „Klischee“, „Vorurteil“ und „Diskriminierung“ geklärt und ihre Entstehung und Auswirkung besprochen. Anschließend wurde beleuchtet, was es bedeutet, zur gesellschaftlichen „Norm“ zu gehören – oder eben nicht – und die Teilnehmenden lernten verschiedene Diskriminierungsformen kennen. Die Überraschung darüber, wie viele verschiedene Diskriminierungsformen es gibt, war groß:
„Ich hab einige davon schon selbst erlebt, aber ich wusste nicht, dass es dafür einen Namen gibt.“
Durch verschiedene Übungen nahmen die Teilnehmenden unterschiedliche gesellschaftliche Rollen und Perspektiven ein und setzten sich mit unseren individuellen Positionen in der Gesellschaft auseinander – wie unterschiedlich Privilegien, Macht und Benachteiligung verteilt sind, wurde hier besonders deutlich. Die Fragen, was wir für ein erfülltes Leben brauchen, was wir als selbstverständlich wahrnehmen und was vielleicht doch eher Luxus ist, und wie die eigene Position den Blick auf die alltäglichen Dinge prägt, beschäftigten die Gruppe in diesem Zusammenhang. Durch kreative Methoden haben die Teilnehmenden selbst erprobt und ausführlich diskutiert, wie wir in diskriminierenden Situationen Stellung beziehen und andere unterstützen können.
„Ich finde es richtig gut, dass wir uns mal auf diese Weise mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Ich musste mich in eine andere Position versetzen und konnte es auch besser nachempfinden.“
Der Austausch zu eigenen Erlebnissen und Erfahrungen im Umgang mit Diskriminierung hat die Gruppe die gesamten drei Tage begleitet und wurde als sehr wertvoll wahrgenommen, da im Alltag oft zu wenig Zeit und Raum hierfür gegeben ist. Auch, wo Hilfe und Beratung zu verschiedenen diskriminierungsrelevanten Themen zu finden ist, und wo jede:r Einzelne auch von Gesetz vor Diskriminierung geschützt ist, wurde erarbeitet. Als Auszubildende der Heilerziehungspflege interessierte sich die Gruppe besonders für das Thema Behindertenfeindlichkeit. Nach einem Blick auf die Geschichte von Behinderung in Deutschland diskutierten und reflektierten die Teilnehmenden im Format einer Talkshow unterschiedliche Meinungen und Perspektiven zum System der Behindertenwerkstätten und der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt. Die Teilnehmenden verbanden ihre neuen Erkenntnisse auch mit ihren Erfahrungen aus der Arbeit mit Menschen mit Behinderung: „Ich finde es richtig gut, dass wir uns mal auf diese Weise mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Ich musste mich in eine andere Position versetzen und konnte es auch besser nachempfinden. Wenn ich jetzt mit jemandem über das Thema Arbeitsmarkt spreche, dann werde ich da mit anderen Fragen und mehr Offenheit rangehen, denke ich.“
Reflektionen zur eigenen Wirkmacht und gesellschaftlichem Engagement rundeten die Tage ab. Neben neuem Wissen über Diskriminierung nehmen die Teilnehmenden insgesamt auch viele persönliche Denkanstöße und konkrete Handlungsmöglichkeiten mit.
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