Auf den Spuren der Partisan*innen

Vom 25.09. – 01.10.2022 führten die IG Metall Geschäftsstellen Braunschweig und Salzgitter-Peine – erstmals seit der Corona-Pandemie – erneut ein Bildungsangebot der IG Metall in Reggio Emilia durchgeführt. Die Gruppe von 14 Personen, vorwiegend bestehend aus Auszubildenden und jungen Beschäftigten der Regionen Braunschweig und Salzgitter-Peine, reiste nach Norditalien, um sich mit antifaschistischen Bewegungen während des zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen. Das „Istoreco“, ein Archiv und Bildungsort, welches neben der thematischen Ausgestaltung auch einen Teil der Rahmengestaltung organisierte, stellte einen detaillierten Ablaufplan für den Bildungsurlaub bereit.

Der erste Seminartag bot eine überblicksartige inhaltliche Einführung in den Zeitraum des zweiten Weltkriegs sowie zur italienischen antifaschistischen Widerstandsbewegung, der Resistenza. Am Nachmittag begab sich die Seminargruppe zusätzlich auf einen Stadtrundgang auf den Spuren der Partisan*innenbewegung durch Reggio Emilia, inhaltlich begleitet von einem pädagogischen Mitarbeiter des Istoreco. Einen weiteren zentralen Ort des Widerstands in der Region Emilia Romana bildet neben der heutigen Provinzhauptstadt die sogenannte „Hauptstadt der Partisanenrepublik“ Montefiorino. Dort besuchte die Seminargruppe, wie immer in Begleitung und unter inhaltlicher Ausgestaltung durch das Istoreco, das dortige der Resistenza gewidmete Museum. Nach einer kurzen Wanderung zum Mittag erhielt die Gruppe zudem die Gelegenheit, die Partisanin Giacomina zu einem Zeitzeuginnengespräch in ihrem heimischen Arbeitszimmer zu treffen. Sie berichtete über ihre Motivation, dem antifaschistischen Widerstand beizutreten und über ihre Rolle und Aufgaben als junge Frau innerhalb der Partisanenbewegung.

Nach einer Besichtigung einer genossenschaftliche organisierten Parmesan-Produktion am Mittwochvormittag durfte die Seminargruppe einen weiteren Zeitzeugen, den Partisanen Ali, im Istoreco treffen. Er berichtete von seinem Eintritt in die Resistenza und seinen Aktivitäten, Aufgaben und den Lebensbedingungen in der Stadtguerilla in Reggio Emilia. Am Abend besuchte die Seminargruppe ein Soziales Zentrum, die Casa Bettola und tauschte sich mit den dortigen Aktiven zum Thema Geflüchtetenarbeit und antifaschistischer Politik aus.

Am Donnerstag erfolgte die Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden nationalsozialistischen Vergeltungslogik, welche gegenüber ortsansässiger Bevölkerung in vielen besetzten Ländern Anwendung fand. Eine Wanderung führte durch die Ruinen mehrerer kleiner Dörfer bei Marzabotto, deren Bevölkerung in einem in Italien beispiellosen Massaker durch die deutsche Wehrmacht ermordet wurde. Die Gedenkstätte erinnert dort an die 770 zivilen Opfer. Nach dem Besuch der Gedenkstätte beging die Gruppe das weitläufige Gelände des heutigen Gedenkortes, auf welchem die 16. SS-Panzergrenadier-Division gewütet und zur Schädigung der Partisanenbewegung Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung begangen hat.

Am letzten Tag der Bildungsreise stand ein Besuch im nahegelegenen Bologna auf dem Programm. Die Seminargruppe setzte sich bei einem Rundgang durch den Bahnhof mit dem neofaschistischen Bombenanschlag im Jahr 1980 auseinander und diskutierte gemeinsam mit Aktivisten des Centro Sociale die Notwendigkeit und Handlungsfähigkeit antifaschistischer Politik nach 1945. Anschließend wurde ein autonomes Zentrum in Bologna besucht, welches über eine große Datenbank zu sozialen Bewegungen in Italien verfügt.

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